Wörter des Jahres 2011

Donnerstag, 23. Februar 2012 21:10

16.12.2011 – Die Gesellschaft für deutsche Sprache (kurz: GfdS) hat in Wiesbaden das Wort „Stresstest“ zum „Wort des Jahres 2011“ gewählt. Den zweiten Platz errang das Verb „hebeln“ vor „Arabellion“, das auf den dritten Rang kam. 

Aus der Begründung der Jahreswort-Jury: „Nicht nur Banken wurden auf ihre Belastbarkeit getestet, auch etwa das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg und deutsche Atomkraftwerke wurden Stresstests unterzogen.“ Die Juroren gehen davon aus, dass das Wort „Stresstest“ mittlerweile ein gängiger Begriff der deutschen Alltagssprache ist. 

(„Stresstest“ ist bereits in der Neuausgabe des WAHRIG, Deutsches Wörterbuch von 2011 verzeichnet.) 

Ursprünglich (Anfang der 1990er Jahre) bezeichnete das Wort einen Test, der durchgeführt wird, um zu überprüfen, wie belastbar ein Organ oder Körper ist, entstammt demnach dem medizinischen Fachwortschatz. Bereits Mitte der 1990er Jahre wurde der Begriff um neue Lesarten im Bereich des Finanz- und Bankenwesens, der Sicherheit von Atomkraftwerken, Großprojekten u.a. erweitert. „Stresstest“ ist heute allgemein ein Synonym für Belastungsprobe, Belastbarkeit.

Das Verb „hebeln“ wurde im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise für eine zusätzliche Stärkung zahlungsunfähiger Staaten, insbesondere Griechenlands, gebraucht. Damit hat es ebenfalls eine neue Bedeutung bekommen. Im eigentlichen Sinn bedeutet „hebeln“, etwas mit einem Hebel anheben oder befördern, während „eine Währung oder eine Staatsverschuldung hebeln“ meint, den Kapitalwert einer Währung oder Staatsverschuldung mit Hilfe von länder- oder marktübergreifenden Krediten anzuheben und dadurch zu stützen

„Arabellion“ ist eine Kurzform für  die „arabische Rebellion“ (synonym auch „arabischer Frühling“ genannt), die im Jahr 2011 in einigen arabischen Ländern politische Umstürze auslöste.


Die Plätze vier bis zehn bei der Prämierung der Wörter des Jahres 2011 errangen die Wörter:


4. Merkozy

5. Fukushima

6. Burnout

7. guttenbergen

8. Killersprossen

9. Ab jetzt wird geliefert!

10. Wir sind die 99%


Abgesehen von der Nummer sechs, „Burnout“, darf wohl keines dieser Wörter einen dauerhaften Platz in der deutschen Sprache beanspruchen. 

„Burnout“ ist bereits seit 1986 in WAHRIG, Deutsches Wörterbuch verzeichnet, allerdings seinerzeit nur in der ursprünglichen Bedeutung:

1. Brennschluss bei Raketen 2. durch unzureichende Kühlung bewirktes Durchschmelzen der Hüllrohre von Brennelementen in Kernreaktoren. In der Ausgabe des Wörterbuchs von 1994 ist das Wort „Burning-out“ verzeichnet, mit der Definition: andauernder Erschöpfungszustand aufgrund körperlicher, geistiger und seelischer Überbeanspruchung (durch Familie, Beruf u.a.)

In der Neuausgabe von 2006 ist „Burnout“ als Synonym bzw. Kurzform für „Burnout-Syndrom“ beschrieben. 

Das Wort „Burnout“ wurde in die Liste der Wörter des Jahres aufgenommen, da es 2011 intensiv diskutiert wurde und als Symptom für die in unserer Gesellschaft übermäßige Arbeitsbelastung steht.

Das Wort ist jedoch weder eine Neuprägung noch hat es eine Bedeutungserweiterung erfahren wie „hebeln“. 


(Weitere Informationen zum Thema „Wörter des Jahres 2011“ sind zu finden in „Der Sprachdienst, 1/12, Jahrgang 56, Januar-Februar, S. 1-15, und auf

der Internetseite www.gfds.de )