Gendermainstreaming

Freitag, 11. Oktober 2013 20:08


WIR erklärt: Gender-Mainstreaming


Wieder so ein Fremdwort und auch noch ziemlich lang – haben wir dafür nicht ein deutsches Wort? Um die Frage beantworten zu können, zunächst eine Betrachtung des Wortes „Gender“.

Englisch „gender“ bedeutet „grammatisches Geschlecht“ (also Maskulinum, Femininum, Neutrum); daneben gibt es im Englischen noch das Wort „sex“, das das natürliche, biologische Geschlecht bezeichnet. Im Deutschen haben wir diese Unterscheidung jedoch nicht: Das Wort „Geschlecht“ bezeichnet sowohl das biologische als auch das grammatische Geschlecht. Da es im Hinblick auf das biologische Geschlecht ungenau ist, z. B. „den Stuhl“ als ein Substantiv männlichen Geschlechts aufzufassen, wird hier der grammatische Terminus „Genus“ gebraucht [<lat. genus „Geschlecht, Abstammung“; über afrz. gendre ist gender im 14. Jahrhundert dann in die englische Sprache gekommen].

Erst später wird „gender“ im Englischen auch Ausdruck für eine soziokulturelle Kategorie. Genau diese Bedeutung fehlt jedoch unserem deutschen Wort „Geschlecht“ – deshalb wurde der Anglizismus „Gender“ ins Deutsche übernommen.

Englisch „mainstream“ bedeutet „Durchschnitt, Hauptströmung“. Mit „Gender-Mainstreaming“ ist also eine „Strategie zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ gemeint. 

Die Gleichberechtigung ist nicht nur in unserem Grundgesetz verankert, sondern auch Bestandteil des internationalen Rechts. Zusätzlich wurde 2001 ein „Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesverwaltung“ geschaffen. Ziel dieses Gesetzes ist es, bestehende Nachteile zu beseitigen, u. a. im Erwerbsleben. So strebt das Bundesfamilienministerium die folgenden Ziele an: 


–   gleiche Teilhabe von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt

  • gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit
  • gleichberechtigter Zugang zu Führungspositionen in Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und Forschung
  • gleiche Karrierechancen für Frauen und Männer, Mütter und Väter.


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Das Ministerium sieht hier noch Handlungsbedarf: So waren 2009 knapp 51% Frauen im Bundesdienst beschäftigt,  jedoch wurden nur 30% der Leitungsfunktionen von ihnen ausgeübt. Auch bei der Teilzeitbeschäftigung gibt es noch gravierende Unterschiede: 2009 arbeiteten 32% der Frauen in Teilzeit und lediglich 3,3% der Männer.

Dass das Gleichstellungsgesetz auch die Kommunen beschäftigt, war kürzlich in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Groß-Gerau mitzuerleben: Ein neuer Frauenförderplan mit Gültigkeit von Juli 2013 bis einschließlich Juni 2019 wurde vorgestellt. Auch für Groß-Gerau ist festzustellen, dass im gehobenen Dienst zurzeit nur ein geringer Frauenanteil zu verzeichnen ist, während in der Gesamtzahl der Beschäftigten der Frauenanteil deutlich überwiegt.  

Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein, wir haben kein deutsches Wort, das dem entspricht, was „Gender-Mainstreaming“ beinhaltet.