Wörter und Unwörter des Jahres 2015

Montag, 8. Februar 2016 19:37


Die Wörter, die für das Jahr 2015 sprachprägend waren, sind mittlerweile alle gekürt worden.  Zuletzt, am 27. Januar 2016, wurde der Anglizismus des Jahres 2015 verkündet: „Refugees Welcome“  – Flüchtlinge (sind) willkommen.

Auch die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS), die ihren Hauptsitz in Wiesbaden hat, wählte bereits am 11. Dezember 2015 die deutsche Entsprechung „Flüchtlinge“ zum „Wort des Jahres“. Es ist in den vergangenen Jahrzehnten – 1971 wurde erstmals das „Wort des Jahres“ verkündet – nur einmal vorgekommen, dass eine Pluralform von der GfdS auf den ersten Platz gesetzt wurde: 1990 wurde mit „die neuen Bundesländer“ eine ganze Wendung in der Mehrzahlform zum Wort des Jahres gewählt.

Mit ihrer Entscheidung, das Wort „Flüchtlinge“ auf Rang eins zu setzen, hebt die Wiesbadener Jury das am meisten diskutierte Thema des Jahres 2015 hervor. Eine neues Wort ist es allerdings nicht, im Gegensatz zu den Begriffen  „Grexit“, „Selfie-Stab“ oder „Flexitarier“, die es nur auf die weiteren Plätze der Rangliste geschafft haben.

Mit „Grexit“  wird der ebenfalls 2015 viel diskutierte Austritt Griechenlands aus der Eurozone bezeichnet. Dieser Begriff ist ein sogenanntes „Kofferwort“, eine Verschmelzung aus mehreren Wörtern (< engl. Greek + exit). Der ,„Selfie-Stab“ ist ein ausziehbarer Stab für Smartphones, mit denen Selfies, also Selbstporträts, aufgenommen werden können. Ein „Flexitarier“ ist jemand, der sich zwar nicht vegetarisch, aber bewusst – auch in Bezug auf seinen Fleischkonsum - ernährt. „Flexitarier“ ist ebenfalls ein Kofferwort (< flexibel + Vegetarier).

Das „Unwort des Jahres“ lautet „Gutmensch“. Es wurde am 12. Januar 2016 von der Darmstädter Jury verkündet und schließt sich den anderen prämierten Wörtern thematisch an. Es ist ein überwiegend abwertend gebrauchter Ausdruck und bezeichnet eine „Person, die sich beständig für soziale Gerechtigkeit sowie für moralische und politische Korrektheit einsetzt“ (Wahrig, Deutsches Wörterbuch, 2011). Im vergangenen Jahr wurden mit den Wörtern „Gutmensch“ oder „Gutbürger“ mitunter jene Menschen abqualifiziert, die sich ehrenamtlich um die neu angekommenen Flüchtlinge in unserem Land kümmern.

Bereits am 13. November 2015 wurde das Wort „Smombie“ von der Langenscheidt GmbH zum „Jugendwort des Jahres“ gewählt. Ein „Smombie“ ist jemand, der auf sein Smartphone starrt und dabei aussieht wie ein Zombie, wiederum ein neu gebildetes Kofferwort (< Smartphone + Zombie). Aber benutzen Jugendliche dieses Wort tatsächlich? In der Groß-Gerauer Region scheint es jedenfalls noch nicht angekommen zu sein.

Zum Abschluss sei noch auf das Wort des Jahres des englischsprachigen Oxford Dictionary hingewiesen: 2015 war das Jahr des „Emojis“. Das Wort „Emoji“ stammt aus dem Japanischen und bedeutet „Bilderschriftzeichen“ – in der Sprachwissenschaft nennt man es Ideogramm. Gemeint sind die kleinen Smileys, Bilder u.ä., die heutzutage Kurznachrichten emotional aufhübschen, kurz: Bilder sprechen lassen. Gewählt wurde der besonders beliebte Smiley, der dicke Tränen lacht: 😂– damit hat er alle miesepetrigen Gesichter auf die Plätze verwiesen. Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht.